Österliche Hexenküche á la Oma

Etwas, was ich unwiderbringlich mit meiner lieben Oma verbinde, ist die „Hexenküche“ zu Ostern. Brodelnde Kessel und Töpfe mit braunem, grünen, blauen Sud, jede Menge Eier und dazwischen meist zwei Damen mit ihren guten alten Küchenschürzen und roten und blauen Fingern vom Rote-Bete-Schnippeln und Blaukraut-Hacken…

Als Kind fand ich es eher „befremdlich“: der teilweise starke Kohlgeruch, versetzt mit etwas Essig, die blauen Hände, die dunkle Brühe, in der die Eier zwischen Zwiebelschalen und (für mich damals noch) ungenießbarem Gemüse oder Blättern köchelten – eher unappetitlich! Dazu meine gern etwas hektisch wirkende Mutter und die noch hektischer wirkende Großmutter.

Heute sind es wohlige, vertraute Erinnerungen an diese jährlich wiederkehrende Tradition. Mit viel Liebe und großem Aufwand werden selbstgemachte kleine Kunstwerke geschaffen, alles aus natürlichen Materialien und mit gutem altem Küchen-Utensil (Emaille-Töpfe) auf einem Gasherd; und darüber hinaus bereichern sie nach der Weihe in der Mette das große bunte Osterfrühstück. Das Beste ist doch: jeder bekam ein anderes, individuelles Osterei – keines war gleich.

Diese Tradition wollte ich gerne fortführen, am besten unter Einbeziehung der Kinder! Leider lässt die Lust und das Interesser der Kinder mit fortschreitendem Alter etwas nach… waren sie mit drei oder vier Jahren noch Feuer und Flamme für diese Aktionen, bin ich heute schon froh, wenn sie dann zumindest die Eier in den Sud legen wollen – ohne vorher beim Schnippeln, Schälen und Sammeln geholfen zu haben… Immerhin!

Wir haben uns für fünf Farben entschieden: blau, gelb, grün, rot und orange. Und diese Färbe-Mittel weiß ich noch von Oma: blau vom Blaukraut, orange von Zwiebelschalen, rot von Rote Bete. Bei gelb konnte ich mich nicht mehr erinnern und habe im Netz den Hinweis mit Kurkuma erhalten und bei grün erinnere ich mich, dass meine „Vorfahren“ nie zufrieden mit dem Resultat waren; gleich, ob sie es mit Spinat, Brennnesseln oder Mate-Tee probierten. Ich nehme Brennnesseln, sonst wäre ich ja eine schlechte Kräuterpädagogin.

Die Rote Bete habe ich nur gewaschen, nicht geschält und verkocht. Vom Blaukraut nahm ich diesmal reichlich, auch Brennnesseln habe ich viele gesammelt. Für den Zwiebelsud haben sechs schöne Pergament-Schalen von Gemüsezwiebeln gereicht und vom Kurkuma hatte ich ohnehin nur noch 20 g Pulver. Im Netz gibt es verschiedene Hinweise, wie hoch man die Farben „dosiert“, damit kräftige Farben resultieren. Ich denke, ca. 300g frische Masse auf ca. 1 Liter Wasser sind ein guter Anhaltspunkt. Man kocht aus den Zutaten in ca.15 Minuten einen Sud, fügt einen Esslöffel Essig hinzu (der raut die Schale etwas auf, was zu einer bessern Frabhaftung führt) und legt die Eier für ca. 10 Minuten hinein.

Mit Kindern in der Küche wird es zugegebenermaßen dann doch etwas hektisch: jeder möchte die Eier hineinlegen, jeder möchte sie herausholen und letztlich stehen die Kinder streitend vor siedenden Töpfen, es kocht etwas über, die gelben Eier sind schon mehr als 10 Minuten drin, die grünen werden einfach nicht grün… im Blaukraut-Sud platzt ein Ei und es entstehen blaue Schwulste, die an bösartige Tumore erinnern… können wir auf „Stopp“ drücken?

Und am Ende sind doch alle einigermaßen zufrieden: die grünen Eier sind am wenigsten intensiv grün, naja, die anderen sehen alle ganz passabel aus: Rote Bete hat eher ein rosa-geschecktes Ei ergeben, ebenso das Blaukraut wurde zu einem Lila-blass-blau, wie gebatikt, aber doch sehr hübsch. Die gelben und orangen Eier haben eine intensive Färbung angenommen, und sind meist auch gleichmäßig eingefärbt worden. Das Orange wurde allerdings dieses Jahr schon eher stark rot-braun.

Wenn man alle Eier zum Schluss noch mit etwas Speiseöl einreibt, glänzen sie auf dem Teller auch noch wie poliert.

Und am Osterfrühstück freuen sich dann alle darüber, dass es selbstgefärbte Ostereier gibt! Die Oma (von den Kindern) verzichtet seit einiger Zeit auf die Hexenküche (ist ja doch mit etwas Aufwand, Zeit, Geduld und Schweinerei verbunden), daher bekommt sie natürlich auch eine Schachtel von unseren Werken zu Ostern. Und wem die Farben nicht reichen, der kann sich noch an braunen Eiern aus Kaffee-Sud, anders blauen Eiern aus Blaubeer-Sud und anderen Farb-Kombinationen probieren! Ostern kommt ja glücklicherweise jedes Jahr – genügend Spielraum für Experimente! Viel Erfolg!

Duftrausch

Wenn ich an warmen Juni- und Juli-Tagen durch Alleen schreite oder radle (im Auto ist es nicht so sehr wahrzunehmen), reißt es mich manches Mal fast von den Socken (oder eben vom Radl-Sitz): ein betöhrender, süßlicher Duft! Wer mit allen Sinnen durch die Welt geht, dem entgeht eigentlich auch nicht, dass man bereits schon von etwas ferner das stetige dröhnende und emsige Summen hören kann: die Linden blühen und Scharen von Bienen, Wespen und Käferchen reißen sich um den süßen Nektar, angelockt von dem unwiderstehlichen süßen Duft der Blüten. Man schwelgt mit den fleißigen Bienchen förmlich im Duftrausch!

Es ist, als wolle die Linde prahlen! Und ich gebe zu, selten trifft es zu, dass eine Pflanze, die mit ihren Vorzügen prahlt, auch wirklich besonders viel zu bieten hätte! Doch bei der Linde ist dies schon der Fall…

Duftig-summend schmücken die Linden unsere Straßen und Alleen

Ihre Blüten wirken sedativ bzw. reizmmildernd und blutdrucksenkend, schweiß-, und harntreibend, krampf- und hustenlösend. Sie erweichen das Gewebe, wirken abschwellend und schmerzstillend. Dies hat sie ihren guten Inhaltsstoffen wie Flavonoiden (Quercetin, Rutin), Schleimstoffen, dem ätherischen Öl Farnesol, Tanninen, Zucker, dem Glycosid Tiliacin, und einem Saponosid (in den Blüten) zu verdanken.

Um von ihren Vorzügen zu nutznießen, empfiehlt es sich, eine Linde fernab von üppigem Straßenverkehr zu finden und ein paar Blüten von ihr zu sammeln. Sie lassen sich gut trocknen für einen wohltuenden, wohlschmeckenden und heilsamen Tee und zu einem gesundheitsfördernden Sirup verarbeiten:

Man benötigt für ca. 1,5 l Sirup:

  • zwei große Hand voll Lindenblüten
  • 1 Liter Wasser
  • 1 kg Zucker
  • 1 Bio-Zitrone (Saft und Schale)

Von den Lindenblüten sammelt man die Blüten inklusive ihrem hellgrünen Tragblatt. Die Zitrone waschen und auspressen. Anschließend werden die Blüten mit den Zitronenschalten in ein großes weithalsiges Glas geschichtet. Währenddessen kocht man den Zucker mit dem Wasser und sobald der Sirup sprudelt, lässt man ihn so 15 Minuten kochen.

Im Anschluss übergießt man das Blüten-Zitronen-Gemisch mit dem Zuckersaft, gibt den Zitronensaft hinzu und schraubt das Glas fest zu. Damit der Sirup die belebenden und heilsamen Inhaltsstoffe aufnehmen kann, lässt man das verschlossenene Glas 3 Tage an einem dunklen, kühlen Ort durchziehen.

Danach seiht man die Blüten und Zitronen wieder ab und kocht den duftenden Sirup noch einmal auf. Den heißen Lindenblütensirup gießt man nun in heiß ausgespülte Flaschen oder Gläser und lagert ihn kühl und dunkel.

Er eignet sich hervorragend für spritzige Drinks mit Mineralwasser im Sommer (ähnlich Hollersirup) oder zum Süßen von Getränken und Gesundheit-Tees. Der Sirup ist bei richtiger Lagerung ca. 1 Jahr haltbar.

Übrigens eignen sich für die Gesundheit sowohl die Blüten der Sommer-, als auch der Winterlinde. Sie unterscheiden sich in ihren Inhaltsstoffen nur minimal.

Hier gehts zum alleinigen Rezept: Lindenblütensirup

Noch mehr Wildkräuter-Rezepte sind übrigens hier zu finden.

Bodenglitzerli für den Vitamin-C-Booster

Einst, wenn der Winter zur Neige ging, schlich ein gemeiner Winterdämon durch Land und Flur. Der „garst´ge Scharbock“ befiel die Menschen und erschwerte ihnen das Leben mit Müdigkeit, Muskelschmerzen, rissiger, rauer Haut. Ja, sogar manch einem blutete der Gaumen und die Knochen waren „weich“, es kam vermehrt zu Brüchen.

Glücklicherweise wussten sich die Leute damals zu helfen und trieben den gemeinen Dämon mit dem Verzehr eines Krautes aus, das sie entsprechend „Scharbockskraut“ nannten. Sie aßen es frisch, im Salat oder in der Suppe.

Heute besucht der garstige Scharbock den Menschen kaum noch. Dank den internationalen Handelsbeziehungen, die Obst und Gemüse aus fernen Ländern auch im Winter frisch zu uns importieren lassen und diversen Vitaminpillen können wir dem Scharbock einen Streich spielen. Dieser fiese Winterdämon war schließlich nichts anderes als Vitamin-C-Mangel, der durch die langen dunklen Wintermonate und die einseitige Ernährung den Menschen ausgelaugt und am Rande der Erschöpfung auf den Frühling warten ließ.

Aber selbst, wenn wir seine Vitamine nicht mehr gar so dringend benötigen wie unsere Vorfahren, lohnt es sich doch, den Blick nun bei einem Frühlingsspaziergang über den Boden schweifen zu lassen und die fett-glänzenden Blätter zu suchen.

Die im Volksmund auch Butterblätter, Schmalzblätter, Frühsalat und Bodenglitzerli genannte Pflanze begrünt als eine der ersten Frühjahrsboten den Wald- und Gebüschboden. Die glänzenden Blätter schmecken saftig und mild-würzig, so dass selbst meine Kinder sie gerne naschen. Also ab damit in den Frühlingssalat!

Und so fein sie unseren Salat auch zieren und bereichern – ihr Genuss ist leider nicht von Dauer. Schon bald strecken sich glänzende gelbe Blütensterne aus den Blattteppichen und die Blätter beginnen bitter zu schmecken. Nun gehören sie zu den ungenießbaren bzw. giftigen Weggefährten, die allenfalls noch recht hübsch für´s Auge sind.

Zur Blütenbildung reichert sich in dem Hahnenfußgewächs (Ranunculaceae) das sogenannte Protoanemonin an, welches beim Verzehr zu Erbrechen, Darmkoliken, und Nierenreizung führen kann. Der Pflanzensaft ist nun richtig scharf und führt auf der Haut zu Blasen. Diesen Umstand nutzten die Bettler früher aus und rieben ihre Haut mit dem Saft ein, um mitleiderregende Blasen vorweisen zu können.

Die daher auch Blasenkraut, Bettlerkraut oder Brennwurz genannte Pflanze hat aber auch unter der Erde noch etwas zu bieten. Ihre Brutknöllchen (kleine kartoffelähnliche Verdickungen an den Wurzeln) waren für manches Flutopfer bzw. nach Ernteausfällen durch sintflutartige Regenfälle oder Überschwemmungen Hilfe in der Not. Man nannte die Begebenheiten „Korn- oder Getreideregen“, wenn die Knöllchen zahreich aus der Erde geschwemmt wurden. Die Menschen haben sie gekocht und gegessen und mussten dank der stärke- und mineralstoffreichen Knöllchen keinen Hunger leiden.

Die zur Salbe bereiteten Brutknöllchen der auch „Feigwurz“ genannten Pflanze enthalten zudem ein adstringierendes Glycosid, welches die unangenehmen „Feigen“ (Hämorrhoiden) am After positiv beeinflusst.

Klein aber oho – trifft es bei dem Pflänzchen namens Ranunculus ficaria daher ganz gut. Einen Spaziergang mit Fokus auf den ergrünenden Boden ist es alle mal wert. Und wer die Ausbeute über seinen Salat streut, erhält nach seinem Extra-Shot Sonnenstrahlen auch noch seinen Vitamin-C-Booster!

… und dann fängt das Ganze wieder von vorne an!

„Januar, Februar, März, April – die Jahresuhr steht niemals still…“, singt meine 7-jährige Tochter während der Hausaufgaben. Ihre letzte Probe hatte das Thema Jahr, Monate, Wochen, Jahresrechnung usw. Irgendwie passend, wo das Neue Jahr noch so jung ist, noch so kalt und man auf die ersten Frühlingsboten wartet.

Wenn ich dann meinen Vater auf dem Friedhof besuche und mir die Endlichkeit des menschlichen Daseins wieder einmal schmerzlich bewusst wird, tut es meiner Seele umso wohler, wenn sie – gar nicht gewollt bzw. gepflanzt – das Grab und den gesamten Friedhof schmücken: die Frühjahrsblüher! Schneeglöckerl, Krokusse, Winterlinge, ja sogar die ersten Märzenbecher sehe ich schon in der einen oder anderen recht sonnigen Ecke.

Wie wenn sie trösten wollten und uns daran erinnern, dass alles ein großer Kreislauf ist. So wie das Jahr nach dem Winter wieder den Frühling kommen lässt, so erheben jedes Jahr aufs Neue die ersten verborgenen Blumenzwiebeln ihre bunten und farbenfrohen Blüten aus der Erde, bieten den Hummeln erste wichtige Nahrung und unseren hungrigen, von grau-tristen Bildern erschöpften Seelen die ersten frohen Farbtupfer.

Das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) zeigt sich dabei mit dem Winterling (Eranthis hyemalis) meist als Erstes und hat damit noch eine enge Bindung zum Winter. Einer Geschichte nach ist das Schneeglöckchen – wie sein Name schon sagt – ein Freund des Schnees.

Denn einst haben alle Dinge auf unserer Welt ihre Farbe bekommen. Dabei durften zuerst die Pflanzen ihre Farben auswählen. So wählte sich die Narzisse das strahlende Gelb, der Mohn das leuchtende Rot, das Vergissmeinnicht das zarte Blau und alle kleideten ihre Blätter in sattes Grün und die Bäume ihre Stämme in kräftiges Braun. Die Elemente wollten auch Farben haben. Das Wasser erhielt das Blau wie das Vergissmeinnicht, die Erde das Braun wie die Stämme der Bäume, das Feuer war orangerot wie der Mohn und die Lilie. Aber der Schnee blieb dabei übrig. „Ich möchte doch auch gern eine Farbe haben“ wagte er sich vorsichtig vor. Er befragte die Pflanzen, ob nicht jemand seine Farbe mit ihm teilen wolle. Doch der Schnee war nicht sonderlich beliebt. Er war kalt und nass, er machte das Überleben schwer und keine Pflanze wollte etwas mit ihm zu tun haben oder mit ihm in Verbindung gebracht werden.

Nur eine kleine, recht unscheinbare Pflanze hatte Mitleid mit dem Schnee. Das Schneeglöckchen trat hervor und hat ihm von seiner weißen Farbe gegeben.

Seitdem sind der Schnee und das Schneeglöckchen eng miteinander verbandelt. Schmilzt im späten Winter der Schnee und gibt ein wenig Platz auf dem Boden frei, so lässt sich durch die lichter gewordene Decke das Schneeglöckchen erblicken, wie es seine zarten Glöckchenblüten den Sonnenstrahlen entgegenstreckt.

Und so stimmt der Anblick dieser frühen Blümchen auf das ein, was kommt. Wie immer von vorne. Noch ziehen wir mit unseren dicken Mänteln, warmen Mützen und gefütterten Schuhen durch Wald und Flur, doch nun im Februar hört man schon die ersten Vögel wieder morgens zwitschern und erfreut sich längerer Tage.

Es fängt wieder an. Unser Kräuterjahr. Auf eine Neues. Und das Schneeglöckchen macht den Anfang!

P.S. Vorsicht – so schön und zierlich es ist – verzehrbar ist es nicht. Es steht unter Naturschutz und ist ein giftiges Amaryllisgewächs. In diesem Fall: Hände weg und nur mit dem Seh- und Spürsinn wahrnehmen! Viel Freude damit!

Wilde… Lichtmess-Bäckerei?

Eigentlich braucht es doch keinen Grund zum Plätzchen-Backen, oder? Na gut, während die einen ihrem Körper und der Welt mit dem „Veganuary“ etwas Gutes tun wollen, muss ich mir den Kopf darüber zerbrechen, einen „guten Grund“ zum Plätzchen-Backen zu finden, denn Weihnachten ist ja grad vorbei und bis Fasching ist es noch hin. In dieser Hinsicht kann ich nicht wirklich mit gutem Beispiel voran gehen – Naschen muss ich immer! Aber zumindest versuche ich, auf ein paar wilde Zutaten zurück zu greifen, was die Sache doch gleich besser macht!

Bei der Vorgabe eines Grundes fällt mir da das anstehende Lichtmess-Fest am 02. Februar ein. Vielen in meiner Generation ist es schon gar kein Begriff mehr. Aber nach altem Brauchtum begrüßte man zu diesem Fest die „lichte Jahreszeit“. Es war der Tag für neue Kontrakte, wenn man Mägde und Knechte beschäftigte und an der Zeit, die Hausdiener mit neuer Kleidung auszustaffieren. Wer genau nachrechnet, erkennt, dass Lichtmess genau 40 Tage nach Weihnachten liegt und damit auf der Hälfte zwischen Winter- und Sommersonnenwende. Und in vielen Haushalten gilt auch heute noch der Brauch, den Christbaum zu diesem Anlass aus dem Wohnzimmer zu verbannen.

Eigentlich schade, sind doch die Nadelhölzer (zumindest hier mit der Schneedecke) das einzige Grün, welches man draußen (und damit auch für Dekoration innen)zu dieser Zeit findet. Ein schönes und mittlerweile häufigeres Nadelgehölz ist dabei auch die Douglasie (Pseudotsuga menziesii). Wie der Name schon vermuten lässt, ist sie bei uns nicht heimisch. Sie stammt ursprünglich aus Nordamerika. Mit ihr wird aber zunehmend aufgeforstet, da sie unsere Klimabedingungen gut verträgt und sie beinahe so schnellwüchsig wie unsere Fichte ist. Sehr zum Gefallen der Kräuterkundigen, die die Douglasie sehr für ihren Duft und ihr überaus feines Aroma schätzen.

Die Douglasien in unserem Wald sind noch recht jung, sie könen aber ein stattliches Alter von etwa 400 Jahren erreichen und die enorme Höhe von 60 bis 90 m. Sie haben deutlich weichere Nadeln als Fichten und Tannen und geben schon bei der leichten Berührung einen Hauch ihres Aromas preis. Zerreibt man die Zweiglein etwas mmit den Fingern, kann man sich fast nicht sattriechen an ihrem betörenden Duft: ein bisschen mandarinig-fruchtig mit etwas herberer Note. Ganz vorzüglich! Für meine wilden Douglasien-Platzerl reicht ein ganz kleiner Zweig – die guten Bäume sollten geschont werden, damit sie uns noch lange erhalten bleiben!

Die Nadeln lassen sich leicht von den Zweigen zupfen, da bleibt auch keine holzige „Fahne“ an den Nadeln, wie sie es z.B. bei der Fichte tut. Und schon beim Zupfen taucht die Küche in eine Duftwolke ein – herrlich! Die Nadeln müssen nun ganz fein vermahlen, gemörsert oder zerkleinert werden. Um das Aroma zu binden, macht man das mit Zucker. Für mein Rezept mischt man also eine Handvoll Douglasien-Nadeln mit 2 Esslöffeln weißem und 2 Esslöffeln braunem Zucker und mixt das Ganze fein durch, bis eine Art grüner Zucker entsteht, der sich übrigens auch gut aufbewahren lässt und anderen Speisen eine feine Note verleiht. Sollten noch grobe Teile im Zucker sein, kann man diese anschließend absieben.

Es empfiehlt sich nun, den Ofen schon mal auf 220 °C (oder Umluft 200°C) vorzuheizen und ein bis zwei Backbleche mit Backpapier vorzubereiten. Während es in der Stube aufwärmt, werden 60 g Butter mit 115 g Honig in einer beschichteten Pfanne unter Rühren erwärmt, bis die Butter geschmolzen ist. Dann gibt man den grünen Zucker hinzu und lässt die Masse ein paar Minuten erkalten. 1 1/2 Teelöffel Backpulver mischt man mit 85 g Dinkel-Vollkornmehl und 100 g Weizenmehl. Die Mehlmischung wird anschließend in die Butter-Honig-Mischung gerührt.

Vom etwas klebrigen Teig nimmt man teelöffelgroße Portionen ab, die sich ganz gut zu kleinen Kugeln formen lassen. Diese in einem Abstand von ca. 5 cm auf die Backbleche setzen und mit einer bemehlten Gabel falch drücken. Die Platzerl sollten alle in etwa gleich dick sein, damit sie gleichzeitig fertig sind. Es können so ca. 30 Stück aus der Teigmenge gewonnen werden.

Nach 10 Minuten im Ofen sollten die Douglasien-Platzerl eine leicht dunklere Braun-Färbung erhalten haben und sind damit fertig. Der Douglasien-Back-Geruch hat sich jetzt (bei offener Küchentüre) im ganzen Haus verbreitet und ruft die Mitgenießer in die warme Küche. Nur ein paar Minuten Geduld, damit sie nicht mehr so heiß sind – dann dürfen alle mal naschen!

Und wer dem Veganuary treu bleiben will, aber auf das Naschen nicht verzichten will, der nimmt einfach Pflanzenmargarine, statt Butter. Das funktioniert auch, nur eben ohne Butter-Aroma!

Am besten lassen sich die Platzerl nach einem Schnee-Spaziergang bei wärmendem Tee und gemütlichem Kerzen-Licht genießen!

Das Rezept ist auch hier abrufbar.

Nanu! Winter-Frisches aus dem Garten!

Zu meinem größten Bedauern habe ich keinen besonders großen Garten, in dem wir auch Gemüse oder Obst anbauen könnten. Wir verfügen lediglich über ein paar kleine Beerensträucher, und im Frühjahr ziehen wir ein bisschen Nasch-Gemüse wie Tomaten, Karotten und Gurken in großen Töpfen. Auch zwei Erdbeer-Stauden haben im Kübel ein Plätzchen gefunden.

Und da ich seit meiner Ausbildung zu Kräuterpädagogin nicht mehr rigoros alles ausreiße, was meinem Empfinden nach nicht dem Wesen eines gepflegten Beetes/Gartens entspricht, findet sich so manch anderes hübsches Kraut immer wieder zwischen den Zier- und Gartenpflanzen.

Und wie ich so über meinen winterlich „ungepflegten“ Gemüse-Kübel blicke, strahlen mich förmlich kleine frische grüne Blattrosetten daraus an, gar nicht braun und welk, sondern im Gegenteil erfrischend-lebendig, kraft-strotzend und ganz schön fein! Da hat sich doch glatt der Feldsalat nochmal blicken lassen, den ich erst im kommenden Frühjahr erwartet hätte!

Na, das ist doch schon einen kleinen Freuden-Jauchzer wert! Gerade in dieser grauen, lichtarmen Winterzeit, in der wir nicht wissen, wie lange wir noch vitaminreiches und frisches Obst und Gemüse kaufen dürfen, weil doch an jeder Ecke die Quarantäne lauert… da kommt mir dieser „Frischling“ wirklich gerade recht!

Also gleich mal eine Hand voll gepflückt und rein in den gemischten Salat! Dazu noch ein feines Dressing mit gutem Allerlei aus dem Vorrat und fertig ist eine gesunde, frische, vitmainreiche Mahlzeit!

Das Dressing mache ich aus Buttermilch, Essig und Öl nach Wahl (hier haben wir auch eine große Auswahl an Kräuteressigen und -ölen; da kann man ja wirklich sämtliche Wisenkräuter einsetzen), einem Teelöffel Bärlauchpesto und einem Teelöffel Löwenzahnmarmelade (anstatt Zucker) aus dem Vorratsschrank. Abgeschmeckt wird natürlich mit Salz und Pfeffer und wer es mag, kann noch Brennnesselsamen dazu geben. Perfekt!

Und so viel Gutes steckt im Feldsalat: Wie viele gar nicht wissen, ist der Feldsalat ja sogar ein heimischer wilder Salat. Er blüht sehr hübsch hellblau im Sommer, aber da fällt er einem gar nicht mehr so richtig auf, weil man ihn ja nur als rosettenartiges Gemüse kennt und weil er dabei recht unscheinbar am Wegesrand steht.

Das Gemüse aus der Familie der Baldriangewächse mit dem wissenschaftlichen Namen Valerianella locusta wird auch gern Mausohrsalat, Ackersalat oder Rapunzel genannt. Er ist reich an Provitamin A, Vitamin C, Folsäure sowie Eisen, Kalium, Calcium und Magnesium und damit eine wertvolle Bereicherung unserer Winter-Kost. Seinen nussigen Geschmack verdankt er u.a. den ätherischen Ölen.

Und auch unter dem Schnee bleibt er schön grün und knackig!

Dass der Feldsalat in meinem Gemüse-Beet einen Platz eingenommen hat, verdanke ich der glücklichen Fügung. Seine Samen wurden bei mir im Garten eingeschleppt und er samt sich nun jedes Jahr munter weiter aus. Er ist eben eines der Wildkräuter, die jetzt dem Frost und dem Schnee trotzen und die hier wirklich gern gesehen sind!

Wilde Weihnachtsbäckerei

Plätzchen-Zeit im Anmarsch! Seit September schon sehen wir die Weihnachtsartikel in den Supermärkten – da wird´s doch jetzt wirklich Zeit, dass wir uns auch die Schürze umbinden und in der Küche süße Nascherein zaubern! Bei uns wird´s dieses Jahr wild! Ja, damit meine ich nicht nur, wie es danach in der Kücher ausschaut! Ich meine v.a. die Zutatenliste für unsere Weihnachtsbäckerei!

Bei einem Spaziergang mit dem Hund bin ich an einem großen Haufen Schnittgut vorbeigekommen. Dicke Äste von Fichten lagen übereinandergeschichtet. Da das Ganze noch recht frisch und nicht allzu vermatscht aussah, habe ich mich daran bedient, und mir ein paar Zweige mit nach Hause genommen. Zum weihnachtlichen Dekorieren mag ich die Fichte nicht allzu gern – sie wird schon nach kurzer Zeit im warmen Wohnzimmer sehr trocken und verliert ihr komplettes Nadelkleid. Aber für das Fichten-Shortbread eignet sie sich hervorragend!

Wer schon mal Fichtenzweige in der Hand hatte, der kennt den harzigen, zitronigen aber auch herben Geruch (und Geschmack) der Fichte. Sie duftet nach Wald und – dank unserer kulturellen Assoziationen der Nadelhölzer mit dem Christbaum – eben auch nach Weihnachten. Und da die Natur uns in der kalten Jahreszeit eh nur mit den immergrünen Gehölzen bedienen kann, greifen wir bei den wilden Zutaten doch mal kräftig zu! Für das wilde Fichten-Shortbread braucht es nämlich ca. 30 g Nadeln – und das ist ganz schön viel!

Da die Zweige zu holzig sind, zupft man erstmal die Nadeln von den einzelnen Zweigen. Mir und meiner Tochter war das mit der Zeit zugegebenermaßen zu mühsam. Da haben wir sie mit der Schere abgeschnitten. Das hat gleich noch mehr geduftet! Dann müssen die Nadeln zerkleinert werden. Damit sich ihr Aroma nicht zu schnell verflüchtigt, macht man das am besten in Verbindung mit Zucker. (Wer sich Fichten-Aroma/-Nadeln auf Vorrat machen möchte, sollte daher auch am besten Fichten-Zucker oder Fichten-Sirup herstellen und aufheben. Das pure Fichten-Aroma hält nicht so lange vor.) Mit einem Thermo-Mix erspart man sich dabei viel Handarbeit. Da wir den aber nicht besitzen, haben wir es zunächst mit dem Mörser probiert. Das hat auch seeeehr gut gerochen, war aber auch irgendwann zu mühselig. Also haben wir unseren „Zauberstab“ (Pürierstab) zur Hand genommen. Damit ging es auch ganz gut.

Hat man den Fichten-Zucker hergestellt, empfiehlt es sich für die Gourmets, diesen nochmal zu sieben, damit die etwas gröberen Nadelteile, die noch enthalten sind, nicht in den Teig gelangen. Schließlich gibt man den Fichtenzucker in eine große Teigschüssel. Hier wird nun zimmerwarme Butter, etwas Salz, Stärke, Dinkel- oder Weizenmehl und etwas abgeriebene Zitronenschale hinzugegeben und gut vermengt. Das Ganze so lange rühren und schließlich kneten, bis ein fester nadelgrün-schimmernder Teigbatzen entsteht.

Nun kommt der fantasievolle Teil: man kann den Teig mit dem Nudelholz auswargeln und ihn wie „echtes Shortbread“ rechteckig zuschneiden, und als Ganzes auf einem Backblech backen, und zum Schluss in „Finger“-Stücke schneiden. Oder aber man rollt ihn zu Teigrollen, und formt daraus Kipferl, kleine Tatzen… wir haben ovale Blätter geformt. Mit den Zinken einer Gabel haben wir dann die Blattadern entlang einer gedachten Mittelrippe eingedrückt. Oder wiederum, der Teig wird mit dem Nudelholz ausgerollt und es werden verschiedene Formen ausgestochen. Wir haben einen zweiten Teil Teig auf diese Art zubereitet und Gingko-Blätter ausgestochen (bei einer Kräuterpädagogin sind derartige Ausstecher eben ein sogenanntes „Must-Have“…).

Nach dem Backen lässt man die Plätzchen erstmal ein wenig auskühlen. Schon jetzt schmeckt das Fichten-Shortbread feinherb und richtig fruchtig-fichtig. Da wir es in unserer Familie gern mal einen Tick süßer mögen, haben wir die abgekühlten Plätzchen mit etwas Eiweiß bestrichen und noch etwas Hagelzucker darüber gestreut.

Damit bis Weihnachten noch ein bisserl was übrig bleibt, musste ich die restlichen Plätzchen recht bald in eine Blechdose geben und aufbewahren, sonst wär schon nach einer Woche nichts mehr da. Aber naja, wenn sie doch vorher alle sind – Fichten gibt´s genug im Wald. Wenn man nicht alles von einer Stelle abnimmt, tut´s weder der Fichte, noch den Tieren im Wald, noch dem Förster weh. Und dann wird halt eben erneut wild gebacken!

Das Rezept ist auch hier abrufbar.

Wildkräuter für einen ruhigen Darm

Teil 2

Um Wurzeln auszugraben, ist gerade im Herbst und Winter dafür die richtige Zeit. Zu diesem Zeitpunkt nämlich haben die überdauernden Pflanzen all ihre guten Wirkstoffe in ihren überwinternden Teil (die Wurzeln, Rhizome, Knollen etc.) zurückgezogen und darin angereichert. Also kann man getrost eine kleine Schaufel bzw. Hacke mit auf den Spaziergang nehmen, und feine Wurzeln aufspüren und ausgraben.

Eine weitere Heilpflanze für den gesunden Darm stellt hier nämlich die Blutwurz dar, und wie der Name schon andeutet, spielt die Wurzel hierbei eine tragende Rolle. Viele Menschen kennen die Blutwurz auch unter Tormentill. Da die Wurzel der Pflanze mit dem botantischen Namen Potentilla erecta sehr gerbstoffreich ist, eignet sie sich sehr gut zur Anwendung bei Magenverstimmungen und Durchfall. Wird die Wurzel der Pflanze angeschnitten, so färbt sie sich rot, was den Namen noch mehr einleuchten lässt.

Der besagten Wurzel wird seit jeher große Heilkraft zugesprochen. Ein Tee aus getrockneter Wurzel soll bei bei Entzündungen des Darms, infektiösen Darmerkrankungen, Darmblutungen, zu starker Regel, Wundfieber sowie Blutarmut erfolgreich helfen. Selbst wenn Haustiere unter Durchfall leiden, soll das Pflänzlein schon dem einen oder anderen Vierbeiner Linderung verschafft haben.

Kein Wunder, wenn man sich die geballte Kraft der Inhaltsstoffe ansieht : v.a. sind dies Gerbstoffe, hauptsächlich Catechingerbstoffe, die gerade für ihre Magenfreundlichkeit bekannt sind, aber auch Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Triterpensäuren, Tormentol und ätherisches Öl machen die Pflanze mächtig. Besonders schmackhaft und wirksam gegen Durchfälle soll dabei eine 1:1 Mischung von Blutwurz mit Kamille sein. Hat man es eher am Magen, mischt man Pfefferminze zur Wurzel dazu – auch das schmeckt bekömmlich und ist besonders gut verdaulich.

Am Wegrand oft sehr leicht übersehen, wird u.a. das Gänsefingerkraut (Potentilla anserina), welches sich aber auch ausgezeichnet für die Darmgesundheit eignet. Da lohnt es sich also, eher genauer hinzuschauen: Es gehört genau wie die Blutwurz zu den Rosengewächsen, und sieht der Blutwurz in der Blüte auch wirklich ähnlich – aber es hat 5 Blütenblätter und etwas größere Blätter. Das Laub schimmert silbrig, womit man es auch recht leicht identifizieren kann.

Dank seiner Gerbstoffe, Bitterstoffe, Schleimstoffe und Flavonoide zeichnet es sich mit zusammenziehenden, wundheilenden sowie krampflösenden Eigenschaften als gute Heilpflanze für unseren Magen-Darm-Trakt aus. Es gilt als wirksames Magenmittel bei Durchfällen mit kolikartigen Krämpfen, außerdem wirkt es schmerzlindernd bei Menstruationsbeschwerden, was sogar wissenschaftlich belegt ist. Trocknet man des Gänsefingerkrautes Blätter und Blüten und vermahlt diese zu einem Pulver, nimmt man es am besten messerspitzenweise bei unspezifischen akuten Durchfällen, Darmkoliken und Gasansammlungen im Bauchbereich. Dann sollte bald Besserung in Sicht sein.

Um noch eine bekannte Wurzel aus dem Bereich der Darm-Heilkräuter zu nennen, sei hier noch die Echte Nelkenwurz erwähnt. Sie zählt zu einem meiner Lieblingskräuter, da ihre Wurzel wirklich fantastisch duftet und aus dem heilsamen Tee (mancher Tee schmeckt ja zu gern nur nach „Medizin“) einen echten Gaumenschmaus macht. Diesen Tee trinke ich also nicht nur gern, wenn mein Darm mal wieder recht „wuid“ ist.

Die Pflanze, die wissenschaftlich auf den Namen Geum urbanum hört, ist ebenso ein Rosengewächs und fast überall an Wegrändern, Straßenrändern, und lichten Waldwegen zu finden. Das wiederum macht das Sammeln manchmal schon schwierig, weil man sie ja nicht direkt mitten in der Hundetoilette ausgraben will. Aber eine Suche nach „unberührten“ Pflanzen lohnt sich: Glykoside, ätherische Öle (Gein, das bei Trocknung zu Eugenol wird und diesen unverwechselbaren Nelkenduft ausmacht) und natürlich Bitterstoffe und Gerbstoffe machen das Kraut zu einem wirksamen Mittel bei Magen-Darm-Beschwerden. Es hilft gegen allerlei Entzündungen durch seine zusammenziehende Wirkweise und eigent sich besonders in der Form eines Tees aus getrockneter Wurzel.

Zuletzt sei noch DAS Heilkraut für den Darm schlechthin beschrieben: der Kümmel. Jeder weiß, dass Kümmel ein Magenfreund ist, dass Speisen durch Kümmel verdaulicher werden und er bei Darmproblemen Abhilfe schafft. Unser Wiesenkümmel (Carum carvi) ist dabei der Echte Kümmel und hat nichts zu tun mit dem Schwarzkümmel (Nigella sativa, Hahnenfußgewächse), der in der Türkei beheimatet ist oder dem Kreuzkümmel (Cuminum cyminum), der eher im unteren Mittelmeehrraum seinen Ursprung findet. Er ist seinen Namensvettern in seiner Wirkweise dank eingehender wissenschaftlicher Studien auch deutlich voraus – ein echtes Superfood auf unseren Wiesen!

Seinen Inhaltsstoffen wie den Flavonoiden, Cumarinen und dem ätherischem Öl (v.a. das Carvon) sind seine guten Eigenschaften zu verdanken. Gerade seine Früchte bzw. die Samen enthalten besonders viele wertvolle Inhaltsstoffe und fördern dadurch die Sekretion des Magensaftes. Er wirkt weiterhin intensiv krampflösend, was gerade bei Blähungen und Völlegefühl Abhilfe schafft.
Weiterhin wirken seine Samen gegen Darmpilze und Bakterien und damit antimikrobiell. Eine krebsschützende Wirkung wird bislang vermutet, ist aber noch nicht bestätigt.
Will man all die guten Wirkstoffe nutzen, hilft es, den Samen der Pflanze abzusammeln, zu trocknen und als Tee aufzukochen. Will man bei Speisen nicht auf Kümmelsamen kauen, auf deren Wirkung und Aroma aber nicht verzichten, kann man die Samen auch in einem kleinen Säckchen ins Essen geben und mitkochen. Kümmelsamen sind nämlich nicht nur von heilender Bendeutung sondern auch sehr von kulinarischer Bedeutung!

Bis auf die Blutwurz habe ich auch diese Heilkräuter bei einem Spaziergang um das schöne Gut Schwaigwall aufgespürt. Vielleicht gelingt es ja einem anderen, dort auch diese Pflanze zu entdecken? Oder auf den eigenen heimischen Wiesen? Viel Spaß dabei!

Wildkräuter für einen ruhigen Darm

Teil 1

Vor kurzem bat mich ein guter Bekannter, ob ich mit ihm eine Kräuterwanderung zum Thema gesunder Darm machen könnte. Gern habe ich mich dieser Aufgabe gewidmet. Natürlich bedarf so ein Spaziergang einiger Vorarbeit: welche Kräuter eignen sich für dieses Thema? Wo finde ich die Kräuter in näherer Umgebung? Ist eine Route erstellbar, auf der alle diese Wildkräuter zu finden sind?

Gerade die richtige Route stellte eine echte Herausforderung dar. Aber letztlich hat es geklappt, und (fast) alle Kräuter, die Ihr hier lesen könnt, kann man auf einem schönen Spaziergang nach Schwaigwall bei Geretsried finden. Beziehungsweise, vielleicht kann man sie auch alle finden, und ich habe sie nur nicht alle entdeckt… vielleicht hat jemand mehr Glück?

Wer sich schon ein bisschen mit dem Thema Gesunder Darm auseinandergesetzt hat, wird von drei Begriffen bereits gehört haben: Basische Ernährung, Bitterstoffe und Gerbstoffe. Auf die basische Ernährung soll nur insoweit eingegangen werden, dass viele Lebensmittel, gerade aus dem Convenience-Food-Bereich, in unserem Verdauungstrakt Säure-Bildung verursachen und damit ein gesunder Säure-Basen-Haushalt gestört sein kann. Es empfiehlt sich daher, eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse und möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln zu bevorzugen.

Heilpflanzen mit einem hohen Gehalt an Bitterstoffen und Gerbstoffen unsterstützen dabei dann zusätzlich eine gesunde Darmflora. Bitterstoffe sorgen für eine erhöhte Produktion von Speichel, Magensaft und Bauchspeicheldrüsensaft und sind somit Treibstoff für die Verdauung. Sie fördern den Stoffwechsel und regen der Appetit an. „Was bitter im Mund, ist im Magen gesund.“ kann man sich dazu ganz gut merken.

Gerbstoffe helfen dabei, Schadstoffe im Körper zu binden und auszuscheiden und reinigen die Darmschleimhaut. Die Pflanzen besitzen sie in erster Linie als Fraßschutz, aber für unseren Körper tun sie dabei viel Gutes.

Der Löwenzahn ist eine der bekanntesten Pflanzen, die reich an Bitterstoffen ist. Die Pflanze mit dem wissenschaftlichen Namen Taraxacum officinale enthält v.a. in seinem weißen Milchsaft viele Bitterstoffe, die ihn extrem bitter schmecken lassen. Das verschmähen die meisten, v.a. Kinder. Man kann sich die wertvollen Stoffe aber trotzdem holen, indem man sich aus Pflanzenteilen einen Tee bereitet. Dabei eignen sich v.a. Wurzel und Blätter, die man getrocknet oder frisch zum Tee verarbeiten kann. Natürlich braucht man von frischem Kraut etwas mehr als von getrockneter Droge, da die Stoffe weniger konzentriert sind. Sollte das geschmacklich immer noch nicht überzeugen, helfen oft Mischungen mit Melisse oder Minze, dazu gerade bei Kindern ein kleiner Löffel Honig.

Seine gallebildende und gallenflussfördernde, sowie nierenanregende, leberstärkende Eigenschaften hat das Bundesgesundheitsamt einst bestätigt und nannte zur Anwendung weiterhin Probleme im Magen-Darm-Bereich wie Völlegefühl oder Blähungen.

Ein Kraut derselben Familie, nämlich der Korbblütler, erkennen wir besonders häufig an seinen im Hochsommer intensiv blau blühenden Blüten: die Wegwarte oder Zichorie. Das Kraut mit dem botanischen Namen Cichorium intybus enthält in Blatt- und Stengelteilen sowie in der Wurzel reichlich Bitter- und Gerbstoffe, welche man auch ausgezeichnet zu Tee verarbeiten kann. Der Tee ist seit langem für seinepositive Wirkung zur Kräftigung, zur Stoffwechelsanregung bekannt. Er ist zudem harn- und galletreibend und fördert die Verdauung. Eine Studie der Uni Jena ergabaußerdem, dass alle Verwandten der Wegwarte (Chicoree, Endivie, Radicchio) unsere Darmzellen und krebsabwehrende Bakterien in unserem Verdauungstrakt stärken.

Eine ebensfalls sehr häufig anzutreffende Heilpflanze für unseren Darm ist die Schafgarbe, oder Achillea millefolium. Sie gehört ebenso zu den Korbblütlern und wird besonders gern als Gewürz fettreicher Fleischgerichte verarbeitet. Das hat nicht nur einen geschmacklichen Grund, sondern auch einen gesundheitlichen: Durch die Beigabe von Schafgarben-Kraut wird die Verdaulichkeit verbessert. Dank der enthaltenen Gerbstoffe, Flavonoide, den Bitterstoffen Achillein und Moschatin wirkt die Pflanze entkrampfend und beruhigend auf den Darmtrakt und fördert gleichzeitig die Galleabsonderung. Damit haben Blähungen weniger Chancen und der zu verdauuende Nahrungsbrei „flutscht“ besser. Man kann sich einen Tee aus Kraut und Blüten herstellen oder das Kraut wie beschrieben gehackt zum Essen hinzufügen.

Wer kennt die alte Tradition nicht, Kleinkindern bzw. Säuglingen mit Verdauungsstörungen mageren Karottenbrei zu verabreichen? Dies empfiehlt sogar die Schulmedizin. Eher an den ähnlich anmutenden Blättern als an ihrer Wurzel würde man die Verwandtschaft der Wilden Möhre zu unserer kultivierten Karotte anerkennen. Dennoch haben unsere Gemüsekarotten all ihre guten Eigenschaften ihrer wilden Ur-Mutter (Daucus carota) zu verdanken, in der die gesunden Inhaltsstoffe noch wesentlich konzentrierter vorzufinden sind. Man sagt ihr nach, die Wilde Möhre sei Darmfunktion regulierend, sie hemme Entzündungen und rege den Appetit und den Stoffwechsel an. Ihren Wurzeln dankt man aufgrund ihres Mineralstoff- und Vitaminreichtums für die positive Beeinflussung der Widerstandskraft gegen Infektionen im Magen-Darm-System, Erhöhung des Harntriebes, und der gesamten Reinigung des Organismus. Gerade den Darm gesund zu halten, dabei hilft das unscheinbare Kraut. Der Samen hat zudem positive Eigenschaften bei Appetitlosigkeit und Verdauungsschwierigkeiten. Ein Tee aus Samen oder wildem Kraut sind also recht schmackhaft und hilfreich für unseren gesunden Darm.

Diese Vertreter unserer wilden heimischen Pflanzenwelt, die unseren Darm positiv beeinflussen, kann man auf jeden Fall rund um Schwaigwall finden. Weitere sollen in Kürze vorgestellt werden. Viel Erfolg beim Spazieren und Aufspüren der Heilpflanzen!

Nicht alle können vegan

Meine gesamte Familie liebt Fleisch! Alle. Mein Mann, meine vier Kinder, unser Hund (auch darunter soll es Vegetarier oder sogar Veganer geben!). Ich bin eine klitzekleine Ausnahme, denn ich esse hin und wieder mal auch ein kleines Stück Hähnchenbrust oder Ähnliches, aber ich kann sehr gut ohne Fleisch leben. Auch auf´s Brot braucht es für mich keine Wurst. Beim Rest der Familie wird es schwierig, überhaupt mal die „Drei-Tage-Regel“ einzuhalten (an 3 Tagen in der Woche gibt es bei uns Fleisch in der Hauptmahlzeit, ansonsten versuchen wir es ohne). Irgendeiner nörgelt immer (außer eben der Hund – der bekommt sein Hundefutter mit mindestens 50% Fleischanteil).

Veganer oder Vegetarier verbrüdern sich da gern mit der Pflanzenwelt. Die machen es einem doch vor, dass man sich quasi von „Luft und Liebe“ ernähren kann. Das heißt für unsere Flora: ein bisschen Wasser, ein bisschen Kohlenstoffdioxid und so ein paar Nährsalze – das reicht, um stark und gesund zu bleiben. Stimmt ja auch, zumindest bei den meisten.

Aber ein paar Vertreter unserer heimischen Flora schaffen das tatsächlich nicht. Das sind wirklich toughe Burschen, alles andere als Weicheier, aber rein vegan, das geht in ihrem Lebensraum einfach nicht. Dazu fehlt in ihren meist sehr nassen Biotopen einfach der Stickstoff, der aus Quellmooren und Moorwiesen oft zu stark ausgewaschen wird.

Nicht umsonst werden sie im Fachchargon „Carnivoren“ (von lat. carnis = Fleisch, vorare = fressen, verschlingen) genannt. Das sind Pflanzen, die tierische Bestandteile (meist in Form von Einzellern oder Insekten; daher auch „Insektivoren“) zu sich nehmen müssen, um ausreichend mit Mineralstoffen versorgt zu sein. Die meisten kennen diese Pflanzen aus dem botanischen Garten oder aus dem Gartencenter, wo sie vermarktet werden. Und, wenn man sie dort betrachtet, muten sie geradezu exotisch an, überhaupt nicht so, dass man darauf kommen könnte, dass sie auch bei uns heimisch sein könnten.

Und doch – es gibt diese Exoten auch bei uns. Sonnentau (Drosera)z.B. darf man oftmals in Mooren bewundern, dort ziert er ganze Felder am Boden und es werden Stege gebaut, damit wir Trampel von Moorbesuchern, ihn nicht kaputt treten.

Ich dagegen bin in meinem sogenannten „El Dorado“ (eine meiner liebsten Wiesen nahe meines Wohnortes, eine Feuchtwiese, die ich nur vorsichtig vom Rand aus betrete und immer wieder neue und seltene Schönheiten entdecke) einem Gewöhnlichen Fettkraut (Pinguicula vulgaris) über den Weg gelaufen. Und der Name „gewöhnlich“ wird dieser außergewöhnlichen Pflanze eigentlich nicht gerecht:

Es handelt sich beim Fettkraut um ein Wasserschlauchgewächs (Lentibulariaceae), was besagt, dass die Pflanzen dieser Familie oftmals keine oder nur sehr mickrige Wurzeln haben, sondern aufgrund ihres nassen Lebensraumes oft nur Wasserschläuche ausbilden. Fettkräuter haben reduzierte Wurzeln und stellen innerhalb dieser Familie eher eine Ausnahme in ihrem Aussehen dar.

Das Fettkraut sondert auf seinen hellgrünen rosettenförmig angeordneten Blättern einen klebrigen Schleim ab, auf dem vorbeischlendernde Käfer, Spinnen, Grashüpfer, Fliegen… kleben bleiben. Mithilfe weiterer Drüsen, die Verdauungsenzyme an der Blattoberfläche abgeben, können die hängengebliebenen Insekten verdaut werden.

Beim Gewöhnlichen Fettkraut handelt es sich aufgrund seiner Seltenheit um eine streng geschützte Staude. Früher haben sich die Senner die Blätter der Pflanze zunutze gemacht, denn das enthaltenen Labenzym (mit dem verdaut wird) wurde zum Eindicken der Almmilch verwendet. Dabei wurde v.a. das weiß blühende Alpenfettkraut (Pinguicula alpina) verwendet, das man ab und an auch noch in den Bergen finden kann (leider habe ich bei meiner letzten Tour am Hochmiesing kein Photo gemacht!).

Das gemeine Bergvolk nutzte das Kraut in der Volksheilkunde früher auch als Wundheilmittel bei gesprungenen Lippen, Brüsten oder allgemein aufgesprungener Haut. Auch bei Gicht rieb man die Glieder mit Salben ein, in die Fettkraut gemischt war. Die wundheilenden Eigenschaften sind der Zimtsäure zuzuschreiben, die in den Blättern neben dem Labenzym und eiweißspaltenden Enzymen enthalten sind. Diese Säure wirkt sehr positiv auf die Haut.

Auch bei Lungenerkrankungen, Keuchhusten und Hustenkrämpfen setzte man getrocknete Bätter ein, allerdings fast immer in Verbindung mit Sonnentau. Daher ist heute nicht ganz klar, ob die ihm zugeschriebene positive Wirkung auf Reizhusten nicht eher dem Sonnentau zu verdanken ist. Da die Blätter zudem Scharf- und Bitterstoffe enthalten, soll das Kraut abführend wirken.

Weil es aber dank dieser starken Nutzung sehr selten geworden ist, steht es heute zurecht unter strengem Schutz. Was dieses Kraut jedoch so besonders macht, ist doch irgendwie seine absolute Seltenheit und v.a. seine Schönheit. Mit seinen hellgrünen fleischigen Blättern und seinen blauen, gespornten zarten Blüten, die sich ganz zurückhaltend in die Wiese recken, wirkt es in dem Wirrwarr aus Grashalmen und Nachbar-Kräutern fast ein bisschen feengleich auf seiner Moorwiese. Ich bin jedenfalls immer wieder froh und dankbar, dass ich diese seltene Schönheit fast direkt vor meiner Haustür bewundern kann!

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