Wenn ich an warmen Juni- und Juli-Tagen durch Alleen schreite oder radle (im Auto ist es nicht so sehr wahrzunehmen), reißt es mich manches Mal fast von den Socken (oder eben vom Radl-Sitz): ein betöhrender, süßlicher Duft! Wer mit allen Sinnen durch die Welt geht, dem entgeht eigentlich auch nicht, dass man bereits schon von etwas ferner das stetige dröhnende und emsige Summen hören kann: die Linden blühen und Scharen von Bienen, Wespen und Käferchen reißen sich um den süßen Nektar, angelockt von dem unwiderstehlichen süßen Duft der Blüten. Man schwelgt mit den fleißigen Bienchen förmlich im Duftrausch!
Es ist, als wolle die Linde prahlen! Und ich gebe zu, selten trifft es zu, dass eine Pflanze, die mit ihren Vorzügen prahlt, auch wirklich besonders viel zu bieten hätte! Doch bei der Linde ist dies schon der Fall…
Duftig-summend schmücken die Linden unsere Straßen und Alleen
Ihre Blüten wirken sedativ bzw. reizmmildernd und blutdrucksenkend, schweiß-, und harntreibend, krampf- und hustenlösend. Sie erweichen das Gewebe, wirken abschwellend und schmerzstillend. Dies hat sie ihren guten Inhaltsstoffen wie Flavonoiden (Quercetin, Rutin), Schleimstoffen, dem ätherischen Öl Farnesol, Tanninen, Zucker, dem Glycosid Tiliacin, und einem Saponosid (in den Blüten) zu verdanken.
Um von ihren Vorzügen zu nutznießen, empfiehlt es sich, eine Linde fernab von üppigem Straßenverkehr zu finden und ein paar Blüten von ihr zu sammeln. Sie lassen sich gut trocknen für einen wohltuenden, wohlschmeckenden und heilsamen Tee und zu einem gesundheitsfördernden Sirup verarbeiten:
Man benötigt für ca. 1,5 l Sirup:
zwei große Hand voll Lindenblüten
1 Liter Wasser
1 kg Zucker
1 Bio-Zitrone (Saft und Schale)
Gesammelt werden die offenen Blüten mit TragblattIn einem großen Schraubglas geschichtet mit Zitronenschalen
Von den Lindenblüten sammelt man die Blüten inklusive ihrem hellgrünen Tragblatt. Die Zitrone waschen und auspressen. Anschließend werden die Blüten mit den Zitronenschalten in ein großes weithalsiges Glas geschichtet. Währenddessen kocht man den Zucker mit dem Wasser und sobald der Sirup sprudelt, lässt man ihn so 15 Minuten kochen.
Im Anschluss übergießt man das Blüten-Zitronen-Gemisch mit dem Zuckersaft, gibt den Zitronensaft hinzu und schraubt das Glas fest zu. Damit der Sirup die belebenden und heilsamen Inhaltsstoffe aufnehmen kann, lässt man das verschlossenene Glas 3 Tage an einem dunklen, kühlen Ort durchziehen.
Danach seiht man die Blüten und Zitronen wieder ab und kocht den duftenden Sirup noch einmal auf. Den heißen Lindenblütensirup gießt man nun in heiß ausgespülte Flaschen oder Gläser und lagert ihn kühl und dunkel.
Er eignet sich hervorragend für spritzige Drinks mit Mineralwasser im Sommer (ähnlich Hollersirup) oder zum Süßen von Getränken und Gesundheit-Tees. Der Sirup ist bei richtiger Lagerung ca. 1 Jahr haltbar.
Über die Blüten wird der Zuckersirup gegossenDunkel und kühl ziehen lassen
Übrigens eignen sich für die Gesundheit sowohl die Blüten der Sommer-, als auch der Winterlinde. Sie unterscheiden sich in ihren Inhaltsstoffen nur minimal.
Einst, wenn der Winter zur Neige ging, schlich ein gemeiner Winterdämon durch Land und Flur. Der „garst´ge Scharbock“ befiel die Menschen und erschwerte ihnen das Leben mit Müdigkeit, Muskelschmerzen, rissiger, rauer Haut. Ja, sogar manch einem blutete der Gaumen und die Knochen waren „weich“, es kam vermehrt zu Brüchen.
Glücklicherweise wussten sich die Leute damals zu helfen und trieben den gemeinen Dämon mit dem Verzehr eines Krautes aus, das sie entsprechend „Scharbockskraut“ nannten. Sie aßen es frisch, im Salat oder in der Suppe.
Heute besucht der garstige Scharbock den Menschen kaum noch. Dank den internationalen Handelsbeziehungen, die Obst und Gemüse aus fernen Ländern auch im Winter frisch zu uns importieren lassen und diversen Vitaminpillen können wir dem Scharbock einen Streich spielen. Dieser fiese Winterdämon war schließlich nichts anderes als Vitamin-C-Mangel, der durch die langen dunklen Wintermonate und die einseitige Ernährung den Menschen ausgelaugt und am Rande der Erschöpfung auf den Frühling warten ließ.
Zwischen dem braunen Winter-Laub schieben sich die ersten glitzernden Blätter des Scharbockkrautes durch.Blätter des Krautes in seinen unterschiedlichen Ausführungen. An einem Stiel ist noch ein Brutknöllchen zu erkennen.
Aber selbst, wenn wir seine Vitamine nicht mehr gar so dringend benötigen wie unsere Vorfahren, lohnt es sich doch, den Blick nun bei einem Frühlingsspaziergang über den Boden schweifen zu lassen und die fett-glänzenden Blätter zu suchen.
Die im Volksmund auch Butterblätter, Schmalzblätter, Frühsalat und Bodenglitzerli genannte Pflanze begrünt als eine der ersten Frühjahrsboten den Wald- und Gebüschboden. Die glänzenden Blätter schmecken saftig und mild-würzig, so dass selbst meine Kinder sie gerne naschen. Also ab damit in den Frühlingssalat!
Und so fein sie unseren Salat auch zieren und bereichern – ihr Genuss ist leider nicht von Dauer. Schon bald strecken sich glänzende gelbe Blütensterne aus den Blattteppichen und die Blätter beginnen bitter zu schmecken. Nun gehören sie zu den ungenießbaren bzw. giftigen Weggefährten, die allenfalls noch recht hübsch für´s Auge sind.
Zur Blütenbildung reichert sich in dem Hahnenfußgewächs (Ranunculaceae) das sogenannte Protoanemonin an, welches beim Verzehr zu Erbrechen, Darmkoliken, und Nierenreizung führen kann. Der Pflanzensaft ist nun richtig scharf und führt auf der Haut zu Blasen. Diesen Umstand nutzten die Bettler früher aus und rieben ihre Haut mit dem Saft ein, um mitleiderregende Blasen vorweisen zu können.
Die daher auch Blasenkraut, Bettlerkraut oder Brennwurz genannte Pflanze hat aber auch unter der Erde noch etwas zu bieten. Ihre Brutknöllchen (kleine kartoffelähnliche Verdickungen an den Wurzeln) waren für manches Flutopfer bzw. nach Ernteausfällen durch sintflutartige Regenfälle oder Überschwemmungen Hilfe in der Not. Man nannte die Begebenheiten „Korn- oder Getreideregen“, wenn die Knöllchen zahreich aus der Erde geschwemmt wurden. Die Menschen haben sie gekocht und gegessen und mussten dank der stärke- und mineralstoffreichen Knöllchen keinen Hunger leiden.
Die zur Salbe bereiteten Brutknöllchen der auch „Feigwurz“ genannten Pflanze enthalten zudem ein adstringierendes Glycosid, welches die unangenehmen „Feigen“ (Hämorrhoiden) am After positiv beeinflusst.
Klein aber oho – trifft es bei dem Pflänzchen namens Ranunculus ficaria daher ganz gut. Einen Spaziergang mit Fokus auf den ergrünenden Boden ist es alle mal wert. Und wer die Ausbeute über seinen Salat streut, erhält nach seinem Extra-Shot Sonnenstrahlen auch noch seinen Vitamin-C-Booster!
Neben Scharbockskraut sind hier auch erste Brennnesseln, Giersch und Knoblauchrauke zu finden.Wohl bekomm´s!
Zu meinem größten Bedauern habe ich keinen besonders großen Garten, in dem wir auch Gemüse oder Obst anbauen könnten. Wir verfügen lediglich über ein paar kleine Beerensträucher, und im Frühjahr ziehen wir ein bisschen Nasch-Gemüse wie Tomaten, Karotten und Gurken in großen Töpfen. Auch zwei Erdbeer-Stauden haben im Kübel ein Plätzchen gefunden.
Und da ich seit meiner Ausbildung zu Kräuterpädagogin nicht mehr rigoros alles ausreiße, was meinem Empfinden nach nicht dem Wesen eines gepflegten Beetes/Gartens entspricht, findet sich so manch anderes hübsches Kraut immer wieder zwischen den Zier- und Gartenpflanzen.
Und wie ich so über meinen winterlich „ungepflegten“ Gemüse-Kübel blicke, strahlen mich förmlich kleine frische grüne Blattrosetten daraus an, gar nicht braun und welk, sondern im Gegenteil erfrischend-lebendig, kraft-strotzend und ganz schön fein! Da hat sich doch glatt der Feldsalat nochmal blicken lassen, den ich erst im kommenden Frühjahr erwartet hätte!
Na, das ist doch schon einen kleinen Freuden-Jauchzer wert! Gerade in dieser grauen, lichtarmen Winterzeit, in der wir nicht wissen, wie lange wir noch vitaminreiches und frisches Obst und Gemüse kaufen dürfen, weil doch an jeder Ecke die Quarantäne lauert… da kommt mir dieser „Frischling“ wirklich gerade recht!
Kleine grüne Mause-Ohren zwischen den lädierten Erdbeerblättern
Rein damit in die Salatschüssel!
Also gleich mal eine Hand voll gepflückt und rein in den gemischten Salat! Dazu noch ein feines Dressing mit gutem Allerlei aus dem Vorrat und fertig ist eine gesunde, frische, vitmainreiche Mahlzeit!
Das Dressing mache ich aus Buttermilch, Essig und Öl nach Wahl (hier haben wir auch eine große Auswahl an Kräuteressigen und -ölen; da kann man ja wirklich sämtliche Wisenkräuter einsetzen), einem Teelöffel Bärlauchpesto und einem Teelöffel Löwenzahnmarmelade (anstatt Zucker) aus dem Vorratsschrank. Abgeschmeckt wird natürlich mit Salz und Pfeffer und wer es mag, kann noch Brennnesselsamen dazu geben. Perfekt!
Und so viel Gutes steckt im Feldsalat: Wie viele gar nicht wissen, ist der Feldsalat ja sogar ein heimischer wilder Salat. Er blüht sehr hübsch hellblau im Sommer, aber da fällt er einem gar nicht mehr so richtig auf, weil man ihn ja nur als rosettenartiges Gemüse kennt und weil er dabei recht unscheinbar am Wegesrand steht.
Das Gemüse aus der Familie der Baldriangewächse mit dem wissenschaftlichen Namen Valerianella locusta wird auch gern Mausohrsalat, Ackersalat oder Rapunzel genannt. Er ist reich an Provitamin A, Vitamin C, Folsäure sowie Eisen, Kalium, Calcium und Magnesium und damit eine wertvolle Bereicherung unserer Winter-Kost. Seinen nussigen Geschmack verdankt er u.a. den ätherischen Ölen.
Und auch unter dem Schnee bleibt er schön grün und knackig!
Dass der Feldsalat in meinem Gemüse-Beet einen Platz eingenommen hat, verdanke ich der glücklichen Fügung. Seine Samen wurden bei mir im Garten eingeschleppt und er samt sich nun jedes Jahr munter weiter aus. Er ist eben eines der Wildkräuter, die jetzt dem Frost und dem Schnee trotzen und die hier wirklich gern gesehen sind!
Um Wurzeln auszugraben, ist gerade im Herbst und Winter dafür die richtige Zeit. Zu diesem Zeitpunkt nämlich haben die überdauernden Pflanzen all ihre guten Wirkstoffe in ihren überwinternden Teil (die Wurzeln, Rhizome, Knollen etc.) zurückgezogen und darin angereichert. Also kann man getrost eine kleine Schaufel bzw. Hacke mit auf den Spaziergang nehmen, und feine Wurzeln aufspüren und ausgraben.
Eine weitere Heilpflanze für den gesunden Darm stellt hier nämlich die Blutwurz dar, und wie der Name schon andeutet, spielt die Wurzel hierbei eine tragende Rolle. Viele Menschen kennen die Blutwurz auch unter Tormentill. Da die Wurzel der Pflanze mit dem botantischen Namen Potentilla erecta sehr gerbstoffreich ist, eignet sie sich sehr gut zur Anwendung bei Magenverstimmungen und Durchfall. Wird die Wurzel der Pflanze angeschnitten, so färbt sie sich rot, was den Namen noch mehr einleuchten lässt.
Der besagten Wurzel wird seit jeher große Heilkraft zugesprochen. Ein Tee aus getrockneter Wurzel soll bei bei Entzündungen des Darms, infektiösen Darmerkrankungen, Darmblutungen, zu starker Regel, Wundfieber sowie Blutarmut erfolgreich helfen. Selbst wenn Haustiere unter Durchfall leiden, soll das Pflänzlein schon dem einen oder anderen Vierbeiner Linderung verschafft haben.
4 Kronblätter zählt die Blutwurz. Bis auf ihre leuchtenden kleinen Blüten wirkt sie am Waldboden eher unscheinbar.
Die kleine Pflanze vermehrt sich über Ausläufer.
Kein Wunder, wenn man sich die geballte Kraft der Inhaltsstoffe ansieht : v.a. sind dies Gerbstoffe, hauptsächlich Catechingerbstoffe, die gerade für ihre Magenfreundlichkeit bekannt sind, aber auch Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Triterpensäuren, Tormentol und ätherisches Öl machen die Pflanze mächtig. Besonders schmackhaft und wirksam gegen Durchfälle soll dabei eine 1:1 Mischung von Blutwurz mit Kamille sein. Hat man es eher am Magen, mischt man Pfefferminze zur Wurzel dazu – auch das schmeckt bekömmlich und ist besonders gut verdaulich.
Am Wegrand oft sehr leicht übersehen, wird u.a. das Gänsefingerkraut (Potentilla anserina), welches sich aber auch ausgezeichnet für die Darmgesundheit eignet. Da lohnt es sich also, eher genauer hinzuschauen: Es gehört genau wie die Blutwurz zu den Rosengewächsen, und sieht der Blutwurz in der Blüte auch wirklich ähnlich – aber es hat 5 Blütenblätter und etwas größere Blätter. Das Laub schimmert silbrig, womit man es auch recht leicht identifizieren kann.
Dank seiner Gerbstoffe, Bitterstoffe, Schleimstoffe und Flavonoide zeichnet es sich mit zusammenziehenden, wundheilenden sowie krampflösenden Eigenschaften als gute Heilpflanze für unseren Magen-Darm-Trakt aus. Es gilt als wirksames Magenmittel bei Durchfällen mit kolikartigen Krämpfen, außerdem wirkt es schmerzlindernd bei Menstruationsbeschwerden, was sogar wissenschaftlich belegt ist. Trocknet man des Gänsefingerkrautes Blätter und Blüten und vermahlt diese zu einem Pulver, nimmt man es am besten messerspitzenweise bei unspezifischen akuten Durchfällen, Darmkoliken und Gasansammlungen im Bauchbereich. Dann sollte bald Besserung in Sicht sein.
Um noch eine bekannte Wurzel aus dem Bereich der Darm-Heilkräuter zu nennen, sei hier noch die Echte Nelkenwurz erwähnt. Sie zählt zu einem meiner Lieblingskräuter, da ihre Wurzel wirklich fantastisch duftet und aus dem heilsamen Tee (mancher Tee schmeckt ja zu gern nur nach „Medizin“) einen echten Gaumenschmaus macht. Diesen Tee trinke ich also nicht nur gern, wenn mein Darm mal wieder recht „wuid“ ist.
Nelkenwurz-Blätter und deren gereinigte Wurzeln
Getrocknet und zerkleinert im Mörser. Wie das duftet, wenn sie zerstoßen werden!
Die Pflanze, die wissenschaftlich auf den Namen Geum urbanum hört, ist ebenso ein Rosengewächs und fast überall an Wegrändern, Straßenrändern, und lichten Waldwegen zu finden. Das wiederum macht das Sammeln manchmal schon schwierig, weil man sie ja nicht direkt mitten in der Hundetoilette ausgraben will. Aber eine Suche nach „unberührten“ Pflanzen lohnt sich: Glykoside, ätherische Öle (Gein, das bei Trocknung zu Eugenol wird und diesen unverwechselbaren Nelkenduft ausmacht) und natürlich Bitterstoffe und Gerbstoffe machen das Kraut zu einem wirksamen Mittel bei Magen-Darm-Beschwerden. Es hilft gegen allerlei Entzündungen durch seine zusammenziehende Wirkweise und eigent sich besonders in der Form eines Tees aus getrockneter Wurzel.
Zuletzt sei noch DAS Heilkraut für den Darm schlechthin beschrieben: der Kümmel. Jeder weiß, dass Kümmel ein Magenfreund ist, dass Speisen durch Kümmel verdaulicher werden und er bei Darmproblemen Abhilfe schafft. Unser Wiesenkümmel (Carum carvi) ist dabei der Echte Kümmel und hat nichts zu tun mit dem Schwarzkümmel (Nigella sativa, Hahnenfußgewächse), der in der Türkei beheimatet ist oder dem Kreuzkümmel (Cuminum cyminum), der eher im unteren Mittelmeehrraum seinen Ursprung findet. Er ist seinen Namensvettern in seiner Wirkweise dank eingehender wissenschaftlicher Studien auch deutlich voraus – ein echtes Superfood auf unseren Wiesen!
Seinen Inhaltsstoffen wie den Flavonoiden, Cumarinen und dem ätherischem Öl (v.a. das Carvon) sind seine guten Eigenschaften zu verdanken. Gerade seine Früchte bzw. die Samen enthalten besonders viele wertvolle Inhaltsstoffe und fördern dadurch die Sekretion des Magensaftes. Er wirkt weiterhin intensiv krampflösend, was gerade bei Blähungen und Völlegefühl Abhilfe schafft. Weiterhin wirken seine Samen gegen Darmpilze und Bakterien und damit antimikrobiell. Eine krebsschützende Wirkung wird bislang vermutet, ist aber noch nicht bestätigt. Will man all die guten Wirkstoffe nutzen, hilft es, den Samen der Pflanze abzusammeln, zu trocknen und als Tee aufzukochen. Will man bei Speisen nicht auf Kümmelsamen kauen, auf deren Wirkung und Aroma aber nicht verzichten, kann man die Samen auch in einem kleinen Säckchen ins Essen geben und mitkochen. Kümmelsamen sind nämlich nicht nur von heilender Bendeutung sondern auch sehr von kulinarischer Bedeutung!
Auf unseren Wiesen trifft man den Kümmel…
… leider immer seltener an…
… Schön, wenn er sich wie hier deutlich zeigt!
Bis auf die Blutwurz habe ich auch diese Heilkräuter bei einem Spaziergang um das schöne Gut Schwaigwall aufgespürt. Vielleicht gelingt es ja einem anderen, dort auch diese Pflanze zu entdecken? Oder auf den eigenen heimischen Wiesen? Viel Spaß dabei!
Vor kurzem bat mich ein guter Bekannter, ob ich mit ihm eine Kräuterwanderung zum Thema gesunder Darm machen könnte. Gern habe ich mich dieser Aufgabe gewidmet. Natürlich bedarf so ein Spaziergang einiger Vorarbeit: welche Kräuter eignen sich für dieses Thema? Wo finde ich die Kräuter in näherer Umgebung? Ist eine Route erstellbar, auf der alle diese Wildkräuter zu finden sind?
Gerade die richtige Route stellte eine echte Herausforderung dar. Aber letztlich hat es geklappt, und (fast) alle Kräuter, die Ihr hier lesen könnt, kann man auf einem schönen Spaziergang nach Schwaigwall bei Geretsried finden. Beziehungsweise, vielleicht kann man sie auch alle finden, und ich habe sie nur nicht alle entdeckt… vielleicht hat jemand mehr Glück?
Wer sich schon ein bisschen mit dem Thema Gesunder Darm auseinandergesetzt hat, wird von drei Begriffen bereits gehört haben: Basische Ernährung, Bitterstoffe und Gerbstoffe. Auf die basische Ernährung soll nur insoweit eingegangen werden, dass viele Lebensmittel, gerade aus dem Convenience-Food-Bereich, in unserem Verdauungstrakt Säure-Bildung verursachen und damit ein gesunder Säure-Basen-Haushalt gestört sein kann. Es empfiehlt sich daher, eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse und möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln zu bevorzugen.
Heilpflanzen mit einem hohen Gehalt an Bitterstoffen und Gerbstoffen unsterstützen dabei dann zusätzlich eine gesunde Darmflora. Bitterstoffe sorgen für eine erhöhte Produktion von Speichel, Magensaft und Bauchspeicheldrüsensaft und sind somit Treibstoff für die Verdauung. Sie fördern den Stoffwechsel und regen der Appetit an. „Was bitter im Mund, ist im Magen gesund.“ kann man sich dazu ganz gut merken.
Gerbstoffe helfen dabei, Schadstoffe im Körper zu binden und auszuscheiden und reinigen die Darmschleimhaut. Die Pflanzen besitzen sie in erster Linie als Fraßschutz, aber für unseren Körper tun sie dabei viel Gutes.
Löwenzahnblätter können sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, wo sie wachsen.
Die gelben Blütenköpfchen des Löwenzahns erkennt sicher jeder.
Der Löwenzahn ist eine der bekanntesten Pflanzen, die reich an Bitterstoffen ist. Die Pflanze mit dem wissenschaftlichen Namen Taraxacum officinale enthält v.a. in seinem weißen Milchsaft viele Bitterstoffe, die ihn extrem bitter schmecken lassen. Das verschmähen die meisten, v.a. Kinder. Man kann sich die wertvollen Stoffe aber trotzdem holen, indem man sich aus Pflanzenteilen einen Tee bereitet. Dabei eignen sich v.a. Wurzel und Blätter, die man getrocknet oder frisch zum Tee verarbeiten kann. Natürlich braucht man von frischem Kraut etwas mehr als von getrockneter Droge, da die Stoffe weniger konzentriert sind. Sollte das geschmacklich immer noch nicht überzeugen, helfen oft Mischungen mit Melisse oder Minze, dazu gerade bei Kindern ein kleiner Löffel Honig.
Seine gallebildende und gallenflussfördernde, sowie nierenanregende, leberstärkende Eigenschaften hat das Bundesgesundheitsamt einst bestätigt und nannte zur Anwendung weiterhin Probleme im Magen-Darm-Bereich wie Völlegefühl oder Blähungen.
Ein Kraut derselben Familie, nämlich der Korbblütler, erkennen wir besonders häufig an seinen im Hochsommer intensiv blau blühenden Blüten: die Wegwarte oder Zichorie. Das Kraut mit dem botanischen Namen Cichorium intybus enthält in Blatt- und Stengelteilen sowie in der Wurzel reichlich Bitter- und Gerbstoffe, welche man auch ausgezeichnet zu Tee verarbeiten kann. Der Tee ist seit langem für seinepositive Wirkung zur Kräftigung, zur Stoffwechelsanregung bekannt. Er ist zudem harn- und galletreibend und fördert die Verdauung. Eine Studie der Uni Jena ergabaußerdem, dass alle Verwandten der Wegwarte (Chicoree, Endivie, Radicchio) unsere Darmzellen und krebsabwehrende Bakterien in unserem Verdauungstrakt stärken.
Die intensiv blau gefärbten Blüten der Wegwarte bleiben über und nassem Wetter geschlossen.
Im Sonnenschein erstrahlen sie in ihrer vollen Schönheit.
Eine ebensfalls sehr häufig anzutreffende Heilpflanze für unseren Darm ist die Schafgarbe, oder Achillea millefolium. Sie gehört ebenso zu den Korbblütlern und wird besonders gern als Gewürz fettreicher Fleischgerichte verarbeitet. Das hat nicht nur einen geschmacklichen Grund, sondern auch einen gesundheitlichen: Durch die Beigabe von Schafgarben-Kraut wird die Verdaulichkeit verbessert. Dank der enthaltenen Gerbstoffe, Flavonoide, den Bitterstoffen Achillein und Moschatin wirkt die Pflanze entkrampfend und beruhigend auf den Darmtrakt und fördert gleichzeitig die Galleabsonderung. Damit haben Blähungen weniger Chancen und der zu verdauuende Nahrungsbrei „flutscht“ besser. Man kann sich einen Tee aus Kraut und Blüten herstellen oder das Kraut wie beschrieben gehackt zum Essen hinzufügen.
Das eher herb-würzige Aroma der Schafgarbe bevorzugen weniger Bienen als z.B. Fliegen.
Die Schafgarbe finder man auf vielen nährstoffreichen Wiesen.
Wer kennt die alte Tradition nicht, Kleinkindern bzw. Säuglingen mit Verdauungsstörungen mageren Karottenbrei zu verabreichen? Dies empfiehlt sogar die Schulmedizin. Eher an den ähnlich anmutenden Blättern als an ihrer Wurzel würde man die Verwandtschaft der Wilden Möhre zu unserer kultivierten Karotte anerkennen. Dennoch haben unsere Gemüsekarotten all ihre guten Eigenschaften ihrer wilden Ur-Mutter (Daucus carota) zu verdanken, in der die gesunden Inhaltsstoffe noch wesentlich konzentrierter vorzufinden sind. Man sagt ihr nach, die Wilde Möhre sei Darmfunktion regulierend, sie hemme Entzündungen und rege den Appetit und den Stoffwechsel an. Ihren Wurzeln dankt man aufgrund ihres Mineralstoff- und Vitaminreichtums für die positive Beeinflussung der Widerstandskraft gegen Infektionen im Magen-Darm-System, Erhöhung des Harntriebes, und der gesamten Reinigung des Organismus. Gerade den Darm gesund zu halten, dabei hilft das unscheinbare Kraut. Der Samen hat zudem positive Eigenschaften bei Appetitlosigkeit und Verdauungsschwierigkeiten. Ein Tee aus Samen oder wildem Kraut sind also recht schmackhaft und hilfreich für unseren gesunden Darm.
Aus einer Blattrosette…
… strecken sich Blüten und Blätter…
… der wilden Möhre.
Diese Vertreter unserer wilden heimischen Pflanzenwelt, die unseren Darm positiv beeinflussen, kann man auf jeden Fall rund um Schwaigwall finden. Weitere sollen in Kürze vorgestellt werden. Viel Erfolg beim Spazieren und Aufspüren der Heilpflanzen!