Wilde… Lichtmess-Bäckerei?

Eigentlich braucht es doch keinen Grund zum Plätzchen-Backen, oder? Na gut, während die einen ihrem Körper und der Welt mit dem „Veganuary“ etwas Gutes tun wollen, muss ich mir den Kopf darüber zerbrechen, einen „guten Grund“ zum Plätzchen-Backen zu finden, denn Weihnachten ist ja grad vorbei und bis Fasching ist es noch hin. In dieser Hinsicht kann ich nicht wirklich mit gutem Beispiel voran gehen – Naschen muss ich immer! Aber zumindest versuche ich, auf ein paar wilde Zutaten zurück zu greifen, was die Sache doch gleich besser macht!

Bei der Vorgabe eines Grundes fällt mir da das anstehende Lichtmess-Fest am 02. Februar ein. Vielen in meiner Generation ist es schon gar kein Begriff mehr. Aber nach altem Brauchtum begrüßte man zu diesem Fest die „lichte Jahreszeit“. Es war der Tag für neue Kontrakte, wenn man Mägde und Knechte beschäftigte und an der Zeit, die Hausdiener mit neuer Kleidung auszustaffieren. Wer genau nachrechnet, erkennt, dass Lichtmess genau 40 Tage nach Weihnachten liegt und damit auf der Hälfte zwischen Winter- und Sommersonnenwende. Und in vielen Haushalten gilt auch heute noch der Brauch, den Christbaum zu diesem Anlass aus dem Wohnzimmer zu verbannen.

Eigentlich schade, sind doch die Nadelhölzer (zumindest hier mit der Schneedecke) das einzige Grün, welches man draußen (und damit auch für Dekoration innen)zu dieser Zeit findet. Ein schönes und mittlerweile häufigeres Nadelgehölz ist dabei auch die Douglasie (Pseudotsuga menziesii). Wie der Name schon vermuten lässt, ist sie bei uns nicht heimisch. Sie stammt ursprünglich aus Nordamerika. Mit ihr wird aber zunehmend aufgeforstet, da sie unsere Klimabedingungen gut verträgt und sie beinahe so schnellwüchsig wie unsere Fichte ist. Sehr zum Gefallen der Kräuterkundigen, die die Douglasie sehr für ihren Duft und ihr überaus feines Aroma schätzen.

Die Douglasien in unserem Wald sind noch recht jung, sie könen aber ein stattliches Alter von etwa 400 Jahren erreichen und die enorme Höhe von 60 bis 90 m. Sie haben deutlich weichere Nadeln als Fichten und Tannen und geben schon bei der leichten Berührung einen Hauch ihres Aromas preis. Zerreibt man die Zweiglein etwas mmit den Fingern, kann man sich fast nicht sattriechen an ihrem betörenden Duft: ein bisschen mandarinig-fruchtig mit etwas herberer Note. Ganz vorzüglich! Für meine wilden Douglasien-Platzerl reicht ein ganz kleiner Zweig – die guten Bäume sollten geschont werden, damit sie uns noch lange erhalten bleiben!

Die Nadeln lassen sich leicht von den Zweigen zupfen, da bleibt auch keine holzige „Fahne“ an den Nadeln, wie sie es z.B. bei der Fichte tut. Und schon beim Zupfen taucht die Küche in eine Duftwolke ein – herrlich! Die Nadeln müssen nun ganz fein vermahlen, gemörsert oder zerkleinert werden. Um das Aroma zu binden, macht man das mit Zucker. Für mein Rezept mischt man also eine Handvoll Douglasien-Nadeln mit 2 Esslöffeln weißem und 2 Esslöffeln braunem Zucker und mixt das Ganze fein durch, bis eine Art grüner Zucker entsteht, der sich übrigens auch gut aufbewahren lässt und anderen Speisen eine feine Note verleiht. Sollten noch grobe Teile im Zucker sein, kann man diese anschließend absieben.

Es empfiehlt sich nun, den Ofen schon mal auf 220 °C (oder Umluft 200°C) vorzuheizen und ein bis zwei Backbleche mit Backpapier vorzubereiten. Während es in der Stube aufwärmt, werden 60 g Butter mit 115 g Honig in einer beschichteten Pfanne unter Rühren erwärmt, bis die Butter geschmolzen ist. Dann gibt man den grünen Zucker hinzu und lässt die Masse ein paar Minuten erkalten. 1 1/2 Teelöffel Backpulver mischt man mit 85 g Dinkel-Vollkornmehl und 100 g Weizenmehl. Die Mehlmischung wird anschließend in die Butter-Honig-Mischung gerührt.

Vom etwas klebrigen Teig nimmt man teelöffelgroße Portionen ab, die sich ganz gut zu kleinen Kugeln formen lassen. Diese in einem Abstand von ca. 5 cm auf die Backbleche setzen und mit einer bemehlten Gabel falch drücken. Die Platzerl sollten alle in etwa gleich dick sein, damit sie gleichzeitig fertig sind. Es können so ca. 30 Stück aus der Teigmenge gewonnen werden.

Nach 10 Minuten im Ofen sollten die Douglasien-Platzerl eine leicht dunklere Braun-Färbung erhalten haben und sind damit fertig. Der Douglasien-Back-Geruch hat sich jetzt (bei offener Küchentüre) im ganzen Haus verbreitet und ruft die Mitgenießer in die warme Küche. Nur ein paar Minuten Geduld, damit sie nicht mehr so heiß sind – dann dürfen alle mal naschen!

Und wer dem Veganuary treu bleiben will, aber auf das Naschen nicht verzichten will, der nimmt einfach Pflanzenmargarine, statt Butter. Das funktioniert auch, nur eben ohne Butter-Aroma!

Am besten lassen sich die Platzerl nach einem Schnee-Spaziergang bei wärmendem Tee und gemütlichem Kerzen-Licht genießen!

Das Rezept ist auch hier abrufbar.

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