Wilde Weihnachtsbäckerei

Plätzchen-Zeit im Anmarsch! Seit September schon sehen wir die Weihnachtsartikel in den Supermärkten – da wird´s doch jetzt wirklich Zeit, dass wir uns auch die Schürze umbinden und in der Küche süße Nascherein zaubern! Bei uns wird´s dieses Jahr wild! Ja, damit meine ich nicht nur, wie es danach in der Kücher ausschaut! Ich meine v.a. die Zutatenliste für unsere Weihnachtsbäckerei!

Bei einem Spaziergang mit dem Hund bin ich an einem großen Haufen Schnittgut vorbeigekommen. Dicke Äste von Fichten lagen übereinandergeschichtet. Da das Ganze noch recht frisch und nicht allzu vermatscht aussah, habe ich mich daran bedient, und mir ein paar Zweige mit nach Hause genommen. Zum weihnachtlichen Dekorieren mag ich die Fichte nicht allzu gern – sie wird schon nach kurzer Zeit im warmen Wohnzimmer sehr trocken und verliert ihr komplettes Nadelkleid. Aber für das Fichten-Shortbread eignet sie sich hervorragend!

Wer schon mal Fichtenzweige in der Hand hatte, der kennt den harzigen, zitronigen aber auch herben Geruch (und Geschmack) der Fichte. Sie duftet nach Wald und – dank unserer kulturellen Assoziationen der Nadelhölzer mit dem Christbaum – eben auch nach Weihnachten. Und da die Natur uns in der kalten Jahreszeit eh nur mit den immergrünen Gehölzen bedienen kann, greifen wir bei den wilden Zutaten doch mal kräftig zu! Für das wilde Fichten-Shortbread braucht es nämlich ca. 30 g Nadeln – und das ist ganz schön viel!

Da die Zweige zu holzig sind, zupft man erstmal die Nadeln von den einzelnen Zweigen. Mir und meiner Tochter war das mit der Zeit zugegebenermaßen zu mühsam. Da haben wir sie mit der Schere abgeschnitten. Das hat gleich noch mehr geduftet! Dann müssen die Nadeln zerkleinert werden. Damit sich ihr Aroma nicht zu schnell verflüchtigt, macht man das am besten in Verbindung mit Zucker. (Wer sich Fichten-Aroma/-Nadeln auf Vorrat machen möchte, sollte daher auch am besten Fichten-Zucker oder Fichten-Sirup herstellen und aufheben. Das pure Fichten-Aroma hält nicht so lange vor.) Mit einem Thermo-Mix erspart man sich dabei viel Handarbeit. Da wir den aber nicht besitzen, haben wir es zunächst mit dem Mörser probiert. Das hat auch seeeehr gut gerochen, war aber auch irgendwann zu mühselig. Also haben wir unseren „Zauberstab“ (Pürierstab) zur Hand genommen. Damit ging es auch ganz gut.

Hat man den Fichten-Zucker hergestellt, empfiehlt es sich für die Gourmets, diesen nochmal zu sieben, damit die etwas gröberen Nadelteile, die noch enthalten sind, nicht in den Teig gelangen. Schließlich gibt man den Fichtenzucker in eine große Teigschüssel. Hier wird nun zimmerwarme Butter, etwas Salz, Stärke, Dinkel- oder Weizenmehl und etwas abgeriebene Zitronenschale hinzugegeben und gut vermengt. Das Ganze so lange rühren und schließlich kneten, bis ein fester nadelgrün-schimmernder Teigbatzen entsteht.

Nun kommt der fantasievolle Teil: man kann den Teig mit dem Nudelholz auswargeln und ihn wie „echtes Shortbread“ rechteckig zuschneiden, und als Ganzes auf einem Backblech backen, und zum Schluss in „Finger“-Stücke schneiden. Oder aber man rollt ihn zu Teigrollen, und formt daraus Kipferl, kleine Tatzen… wir haben ovale Blätter geformt. Mit den Zinken einer Gabel haben wir dann die Blattadern entlang einer gedachten Mittelrippe eingedrückt. Oder wiederum, der Teig wird mit dem Nudelholz ausgerollt und es werden verschiedene Formen ausgestochen. Wir haben einen zweiten Teil Teig auf diese Art zubereitet und Gingko-Blätter ausgestochen (bei einer Kräuterpädagogin sind derartige Ausstecher eben ein sogenanntes „Must-Have“…).

Nach dem Backen lässt man die Plätzchen erstmal ein wenig auskühlen. Schon jetzt schmeckt das Fichten-Shortbread feinherb und richtig fruchtig-fichtig. Da wir es in unserer Familie gern mal einen Tick süßer mögen, haben wir die abgekühlten Plätzchen mit etwas Eiweiß bestrichen und noch etwas Hagelzucker darüber gestreut.

Damit bis Weihnachten noch ein bisserl was übrig bleibt, musste ich die restlichen Plätzchen recht bald in eine Blechdose geben und aufbewahren, sonst wär schon nach einer Woche nichts mehr da. Aber naja, wenn sie doch vorher alle sind – Fichten gibt´s genug im Wald. Wenn man nicht alles von einer Stelle abnimmt, tut´s weder der Fichte, noch den Tieren im Wald, noch dem Förster weh. Und dann wird halt eben erneut wild gebacken!

Das Rezept ist auch hier abrufbar.

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