Wildkräuter für einen ruhigen Darm

Teil 2

Um Wurzeln auszugraben, ist gerade im Herbst und Winter dafür die richtige Zeit. Zu diesem Zeitpunkt nämlich haben die überdauernden Pflanzen all ihre guten Wirkstoffe in ihren überwinternden Teil (die Wurzeln, Rhizome, Knollen etc.) zurückgezogen und darin angereichert. Also kann man getrost eine kleine Schaufel bzw. Hacke mit auf den Spaziergang nehmen, und feine Wurzeln aufspüren und ausgraben.

Eine weitere Heilpflanze für den gesunden Darm stellt hier nämlich die Blutwurz dar, und wie der Name schon andeutet, spielt die Wurzel hierbei eine tragende Rolle. Viele Menschen kennen die Blutwurz auch unter Tormentill. Da die Wurzel der Pflanze mit dem botantischen Namen Potentilla erecta sehr gerbstoffreich ist, eignet sie sich sehr gut zur Anwendung bei Magenverstimmungen und Durchfall. Wird die Wurzel der Pflanze angeschnitten, so färbt sie sich rot, was den Namen noch mehr einleuchten lässt.

Der besagten Wurzel wird seit jeher große Heilkraft zugesprochen. Ein Tee aus getrockneter Wurzel soll bei bei Entzündungen des Darms, infektiösen Darmerkrankungen, Darmblutungen, zu starker Regel, Wundfieber sowie Blutarmut erfolgreich helfen. Selbst wenn Haustiere unter Durchfall leiden, soll das Pflänzlein schon dem einen oder anderen Vierbeiner Linderung verschafft haben.

Kein Wunder, wenn man sich die geballte Kraft der Inhaltsstoffe ansieht : v.a. sind dies Gerbstoffe, hauptsächlich Catechingerbstoffe, die gerade für ihre Magenfreundlichkeit bekannt sind, aber auch Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Triterpensäuren, Tormentol und ätherisches Öl machen die Pflanze mächtig. Besonders schmackhaft und wirksam gegen Durchfälle soll dabei eine 1:1 Mischung von Blutwurz mit Kamille sein. Hat man es eher am Magen, mischt man Pfefferminze zur Wurzel dazu – auch das schmeckt bekömmlich und ist besonders gut verdaulich.

Am Wegrand oft sehr leicht übersehen, wird u.a. das Gänsefingerkraut (Potentilla anserina), welches sich aber auch ausgezeichnet für die Darmgesundheit eignet. Da lohnt es sich also, eher genauer hinzuschauen: Es gehört genau wie die Blutwurz zu den Rosengewächsen, und sieht der Blutwurz in der Blüte auch wirklich ähnlich – aber es hat 5 Blütenblätter und etwas größere Blätter. Das Laub schimmert silbrig, womit man es auch recht leicht identifizieren kann.

Dank seiner Gerbstoffe, Bitterstoffe, Schleimstoffe und Flavonoide zeichnet es sich mit zusammenziehenden, wundheilenden sowie krampflösenden Eigenschaften als gute Heilpflanze für unseren Magen-Darm-Trakt aus. Es gilt als wirksames Magenmittel bei Durchfällen mit kolikartigen Krämpfen, außerdem wirkt es schmerzlindernd bei Menstruationsbeschwerden, was sogar wissenschaftlich belegt ist. Trocknet man des Gänsefingerkrautes Blätter und Blüten und vermahlt diese zu einem Pulver, nimmt man es am besten messerspitzenweise bei unspezifischen akuten Durchfällen, Darmkoliken und Gasansammlungen im Bauchbereich. Dann sollte bald Besserung in Sicht sein.

Um noch eine bekannte Wurzel aus dem Bereich der Darm-Heilkräuter zu nennen, sei hier noch die Echte Nelkenwurz erwähnt. Sie zählt zu einem meiner Lieblingskräuter, da ihre Wurzel wirklich fantastisch duftet und aus dem heilsamen Tee (mancher Tee schmeckt ja zu gern nur nach „Medizin“) einen echten Gaumenschmaus macht. Diesen Tee trinke ich also nicht nur gern, wenn mein Darm mal wieder recht „wuid“ ist.

Die Pflanze, die wissenschaftlich auf den Namen Geum urbanum hört, ist ebenso ein Rosengewächs und fast überall an Wegrändern, Straßenrändern, und lichten Waldwegen zu finden. Das wiederum macht das Sammeln manchmal schon schwierig, weil man sie ja nicht direkt mitten in der Hundetoilette ausgraben will. Aber eine Suche nach „unberührten“ Pflanzen lohnt sich: Glykoside, ätherische Öle (Gein, das bei Trocknung zu Eugenol wird und diesen unverwechselbaren Nelkenduft ausmacht) und natürlich Bitterstoffe und Gerbstoffe machen das Kraut zu einem wirksamen Mittel bei Magen-Darm-Beschwerden. Es hilft gegen allerlei Entzündungen durch seine zusammenziehende Wirkweise und eigent sich besonders in der Form eines Tees aus getrockneter Wurzel.

Zuletzt sei noch DAS Heilkraut für den Darm schlechthin beschrieben: der Kümmel. Jeder weiß, dass Kümmel ein Magenfreund ist, dass Speisen durch Kümmel verdaulicher werden und er bei Darmproblemen Abhilfe schafft. Unser Wiesenkümmel (Carum carvi) ist dabei der Echte Kümmel und hat nichts zu tun mit dem Schwarzkümmel (Nigella sativa, Hahnenfußgewächse), der in der Türkei beheimatet ist oder dem Kreuzkümmel (Cuminum cyminum), der eher im unteren Mittelmeehrraum seinen Ursprung findet. Er ist seinen Namensvettern in seiner Wirkweise dank eingehender wissenschaftlicher Studien auch deutlich voraus – ein echtes Superfood auf unseren Wiesen!

Seinen Inhaltsstoffen wie den Flavonoiden, Cumarinen und dem ätherischem Öl (v.a. das Carvon) sind seine guten Eigenschaften zu verdanken. Gerade seine Früchte bzw. die Samen enthalten besonders viele wertvolle Inhaltsstoffe und fördern dadurch die Sekretion des Magensaftes. Er wirkt weiterhin intensiv krampflösend, was gerade bei Blähungen und Völlegefühl Abhilfe schafft.
Weiterhin wirken seine Samen gegen Darmpilze und Bakterien und damit antimikrobiell. Eine krebsschützende Wirkung wird bislang vermutet, ist aber noch nicht bestätigt.
Will man all die guten Wirkstoffe nutzen, hilft es, den Samen der Pflanze abzusammeln, zu trocknen und als Tee aufzukochen. Will man bei Speisen nicht auf Kümmelsamen kauen, auf deren Wirkung und Aroma aber nicht verzichten, kann man die Samen auch in einem kleinen Säckchen ins Essen geben und mitkochen. Kümmelsamen sind nämlich nicht nur von heilender Bendeutung sondern auch sehr von kulinarischer Bedeutung!

Bis auf die Blutwurz habe ich auch diese Heilkräuter bei einem Spaziergang um das schöne Gut Schwaigwall aufgespürt. Vielleicht gelingt es ja einem anderen, dort auch diese Pflanze zu entdecken? Oder auf den eigenen heimischen Wiesen? Viel Spaß dabei!

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